Tag 34 des „Lockdowns“
Heute möchte ich mich ganz den „Zahlen“ widmen. Das ist, denke ich, ein guter Einstieg in die Thematik und zeigt uns ganz schnell, von was wir hier eigentlich reden. Schlussfolgerungen kommen später, ich will ja dass ihr erst mal selbst drüber nachdenkt…
Da wir hier im Landkreis Rosenheim sind und das Portal „Rosenheim24“ recht übersichtlich Daten zu den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Altötting und Berchtesgadener Land liefert, werde ich mich darauf stützen. Rosenheim gilt als einer der „Hotspots“ und daher wird es in anderen Regionen zumindest nicht deutlich schlechter sein. Ich betrachte dabei die oben genannten Landkreise immer in der Summe, soweit nicht anders genannt.
Am Anfang der „Krise“, in den ersten Märztagen, beginnt es ganz übersichtlich mit einem, zwei, dann vier registrierten Fällen. Am 20.03. macht das Ganze einen kräftigen Sprung nach oben (133 neue Fälle). Das ist der Punkt, an dem die bayrische Staatregierung schnell, und für mich auch völlig richtig, reagiert und den „Lockdown“ anordnet, zunächst 14 Tage bis zum 3.04.2020. Feste und Versammlungen waren ja schon vorher vorsichtshalber eingeschränkt. Herr Söder hat hier sicher eine schwere, aber in Anbetracht der entgleisten Situation in Italien, völlig nachvollziehbare Entscheidung getroffen.
Zunächst bleiben die Neuinfektionen hoch, gehen aber um den 07.04. bis 10.04 herum soweit zurück, dass der Anstieg nur mehr linear ist; d.h. so im Schnitt sind am Folgetag nicht mehr neue Fälle dabei als am Tag vorher. Das Ganze hat natürlich deutliche Wellen, aber die sind wohl eher der unregelmäßigen Erfassung an Wochenenden und Feiertagen und einer tatsächlich zu kleinen Datenbasis (!!) geschuldet. Die Maßgaben, und da vor allem die „Abstandsregel“, wirken. Sie wirken vor allem auch deshalb, weil die meisten Menschen die Maßnahmen verstehen und mittragen. Sie sind sogar dann verständlich, wenn man selbstständig drüber nachdenkt! Es funktionierte trotz der Tatsache, dass Baustellen und Betriebe weiterlaufen, Supermärkte offen sind, es sicher weiter viele private Kontakte gibt (…ganz verständlich)
Zurück zu den Zahlen:
an diesem „Peek“, am 10.04.2020, sind in obigen Landkreisen etwa 3600 Personen mit Coronainfektion erfasst. WOAH! 3600 Menschen! Das klingt nach viel!
Die Landkreise RO, TS, AÖ, MÜ und BGL (siehe oben) haben insgesamt 770360 Einwohner (Quelle Wikipedia, Stand Ende 2018). Nimmt man diese 3600 Infizierten und die 770360 Menschen Gesamtbevölkerung, sind es doch nur 0,46%. Oh… sind wohl doch nicht so viele wie‘s klingt. Die Zahlen sind etwas ungleich verteilt, aber selbst im am stärksten betroffenen Landkreis Rosenheim sind es nur 0,7% der Bevölkerung. Da braucht es jetzt mal nicht Nachdenken, sondern nur Prozentrechnen.
An dieser Stelle sei noch mal erwähnt: Das (deutliche Abflachen!) ist den schnellen Maßnahmen der bayrischen Staatsregierung zu verdanken. Engel Aloisius hat das Wirtshaus wohl verlassen, wurde ja eh geschlossen….
Aber jetzt setzt etwas anderes ein, etwas, das an kaum einer Stelle wirklich und deutlich erwähnt wird: die Kranken werden auch mal wieder gesund oder, leider kommt auch das vor, sterben. Ich habe mal angenommen, dass ein Infizierter nach spätesten drei Wochen wieder gesund ist; leichte Fälle schneller, schwere länger (Quelle Robert Koch Institut). Drei Wochen im Mittel ist vermutlich als vereinfachte Annahme kein schlechter Wert.
Nachdem nun bis zum 09.4. seit Beginn der Erfassungen fast fünf Wochen vergangen sind, steigt die Zahl der „Gesundeten“ in dem Maße an, wie es vorher die Erkrankten taten, nur eben etwa drei Wochen später.
Aufgrund der sich immer weiter abflachenden Kurve der Gesamtinfektion und der steigenden Kurve der Gesundeten sinkt die Zahl der tatsächlich Kranken nun recht schnell. (Da ist nur Plus- und Minusrechnen gefordert!) Etwa am 10.04. ist die Zahl der Kranken mit etwa 3400 Personen am höchsten, ab dann sinkt sie. Und wenn man jetzt nachdenkt und nochmal das Prozentrechen bemüht, erkennt man, dass ab dem 10.04. der Wert (siehe oben) von 0,46% schnell weniger werden wird.
Ich hab das mal in einem Diagramm dargestellt, aber jeder sollte selbst rechnen können; evtl. kann Excel den Job übernehmen…. (Die Zahlen in der Zukunft sind, fußend auf den Werten bis heute und der vom RKI genannten aktuellen Anteckungssrate, z.Zt 0,7, extrapoliert)
Somit ist die Wahrscheinlichkeit, einem (unerkannten!!!!, alle anderen sind ja in Quarantäne!) Kranken zu begegnen sehr, sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken, eher noch geringer. Denn das sind ja in der Regel für uns Fremde, denen wir kaum lange genug und nah genug für eine Ansteckung kommen. Das RKI spricht hier von 15min. Selbst ein Einkauf beim Bäcker geht deutlich schenller!
Resümee: Die vorgestellten Zahlen sind immer die Summe aller (!!!!) bisher erfassten Infektionen. Für eine echte und verständliche Einschätzung muss man die wieder Gesundeten rausrechnen.
Die erfolgreichste und umgehend wirksame Maßnahmen waren die Absage von Menschansammlungen und die Einführung einer Abstandsregel; beides kommt auf das Gleich raus. Es war erstaunlich erfolgreich trotz einer sicher vorhanden Dunkelziffer bei den Infektionen (eher klein lt. RKI) und einer ebenso vorhandenen Dunkelziffer bei den Kontakten (eher hoch, meine Meinung). Sie war wirksam trotz vieler laufender Betriebe (in denen Abstand oft nicht funktioniert) und offener Supermärkte.
Und jetzt: Mal drüber nachdenken was das bedeutet….
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