Zumutungen die Erste

Tag 39 des „Lockdowns“

Vorausgeschickt:
Jetzt wird‘s ein wenig spannend in der Politik. Es scheint doch mehr und mehr die Runde zu machen, dass die eine oder andere Maßnahme doch vielleicht, ein bisschen, etwas, ein ganz klein wenig, überzogen sein könnte….. Es gibt neue Untertöne. Endlich!

Das empfehle ich zu lesen, beides kurz und verständlich:

https://www.sueddeutsche.de/politik/parteien-duesseldorf-laschet-verteidigt-schaeuble-in-debatte-ueber-schutz-von-leben-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200427-99-855607
https://www.sueddeutsche.de/politik/laschet-schaeuble-coronavirus-lockerungen-1.4889847

Herr Schäuble kommt dem Problem dabei deutlich differenzierter näher als Herr Laschet:
„Am Ende landet Schäuble denn auch dort, wo er in den allermeisten Fällen hin möchte. Er plädiert für mehr Debatte, mehr Transparenz, mehr Kenntlichmachung dessen, was abgewogen und entschieden werden müsse. Seine Begründung: „Wenn sich die Menschen weiterhin verstanden fühlen und nachvollziehen können, warum das alles notwendig ist, dann habe ich die Hoffnung, dass wir das bewältigen können.

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Die ersten und „großen“ Maßnahmen waren die Schließung von Schulen, die Absage von Festen und schlussendlich die Schließung von Geschäften. Das Ganze hatte ein Ziel: „Abstand halten“ und so Ansteckung verhindern. Nur Mitglieder eines Hausstandes, die ja sowie immer irgendwie zusammen sind, durften auch zusammen bleiben. Das war und ist wirkungsvoll. Es ist vor allem aber nachvollziehbar (und auch bei eigenem Nachdenken kaum zu beanstanden)

Verboten war/ist auch jegliches „Verlassen“ der Wohnung ohne triftigen Grund. Da wird es schon schwieriger mit der Nachvollziehbarkeit.

Es war/ist auch einiges erlaubt: Lebensmittel kaufen, logisch. Sport im Freien, aha, aber bitte alleine oder mit dem Hausstandsmitgliedern (ein schönes Wort!). Sport beschränkt sich hier aber auf Dinge, die man „alleine“ machen kann wie Bergsteigen, Laufen, Radfahren, Rollschuhfahren, sowas eben.

Man darf sogar mit dem Auto zur „Sportstätte“ (an den Berg, aufs Land) fahren. Ah so? Mit dem Auto einfach so fahren aber nicht, auch nicht wenn man alleine oder nur mit den eigenen Hausstandsmitgliedern unterwegs ist. Ebenso gilt das für Segeln, und, ganz kurios, Motorradfahren. Dabei ist gerade beim Motorradfahren ein ausreichender Abstand immer gegeben; auch Autofahren oder Gleitschirmfliegen isolieren in nahezu perfekter Weise.

Wenn wir jetzt unseren Verstand einschalten, ist das sehr schwer zu begründen. Die Unterscheidung zwischen „Sport“, „gefährlichr Sport“ und „nicht Sport“ ist mir zu wenig. Es sei hier die Frage erlaubt, ob E-Bike- fahren auch Sport ist?
Vieles zu gefährlich? Radfahren oder aus Frust betrunken zuhause Treppensteigen ist durchaus auch gefährlich und beides darf ich. Außerdem ergibt sich aus den Grundrechten, dass ich mich selbst alleine in Gefahr bringen darf.
Die Rettungsdienste müssen frei bleiben? Frei von was? Um gegen eine spontane Invasion von Corona Zombies kämpfen zu können? Blödsinn. Für was dann frei? Die abschließende Erklärung fehlt.

Zu dem damaligen Zeitpunkt war bekannt: Es verbreitet sich ein hochansteckendes Virus, gegen das es keine Medikamente, keine Therapie und keine Impfung gibt. Dieses Virus tötet Menschen, warum und wie viele, war noch unklar.

Es hätten tatsächlich (fast) folgende Vorgaben gereicht:

„Bildet keine Gruppen, meidet andere Menschen, haltet mindestens 2m Abstand, umgebt euch nur mit festen Mitgliedern eurer Wohngemeinschaften, achtet auf unbedingte Hygiene (und alles was hier dazu gehört). Bitte versteht, dass es deshalb grad keine Feste und keine Veranstaltungen geben kann
Und (zum damaligen Zeitpunkt zutreffend) ergänzend:
„Das Virus ist extrem ansteckend. Es tötet scheinbar einen deutlichen Prozentsatz der Erkrankten. Es hat das Potenzial unser Gesundheitssystem schnell an die Grenzen zu bringen und Ihr könnt dann nicht mehr alle versorgt werden. Wir wissen noch sehr wenig darüber. Nehmt es deshalb sehr ernst. Aber wir lernen jeden Augenblick dazu. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und jeden Tag neu informieren“
(Ein paar mehr Erklärungen und praktische Umsetzungen hätte es sicher noch gebraucht, ich hab’s vereinfacht)

Das wäre in allen Punkten nachvollziehbar gewesen, es hätte jeder mit Nachdenken ohne Probleme verstehen können. Und die meisten Menschen hätten ihre Freiheiten, ihre Interessen, ihre Hobbys, ihre Berufe innerhalb dieser Grenzen noch einigermaßen ausüben dürfen.

Doch warum wurde so viel mehr verboten? Warum erschien es den Regierenden nötig, unsere Grundrechte weit mehr als nötig und sehr umfassend einzuschränken? Warum wurde (und wird) sogar ein unglaublich tiefer Einbruch der Wirtschaft in Kauf genommen? Warum wurden in vielen Bereichen de facto Berufsverbote erteilt und Pleiten erzwungen? Warum wurde sogar das Demonstrationsrecht, man kann es als eine letzte Waffe der Bürger sehen, ausgehebelt?

  • Weil ein zu großer Anteil von uns „fragwürdige Klopapierhamsterer“, „gedankenlose Coronapartyfeierer“ sind und Argumente nicht verstehen?
  • Weil es einfacher ist, Verbote zu überwachen als Verständnis zu kontrollieren?
  • Weil „Macher“ eher wiedergewählt werden als „Erklärer“?

Darüber sollten wir mal nachdenken.

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Nachgeschickt:
Warum Sind die Menschen trotz der Zumutungen so problemlos mitgegangen?
Haben Sie es verstanden? War es die Erleichterung darüber, nicht selbst denken zu müssen? Angst vor Strafen? Angst vor der Krankheit? Die schiere Unmöglichkeit sich wehren zu können? Desinteresse? Weil jeder zunächst dachte, es sei ja nur für kurze Zeit?

Ich erkenne, dass die Maßahmen wirken; ich erkenne aber ebenso, dass etwas weniger auch gereicht hätte und fühle mich gegängelt.
Ich darf viele meiner Hobbys, die durchaus zu meiner inneren Zufriedenheit beitragen, unnötigerweise nicht mehr ausüben. Es geht sicher vielen anderen auch so. Wäre Zufriedenheit in diesen Zeiten kein triftiger Grund?
Ich verstehe die Hintergründe dieser politischen gesteuerten Entmündigung, und diese erschüttern mich zutiefst…..

Wollen wir wirklich nur eine dumme Masse sein?

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