Tag 586 der Idioten
Selbstverantwortung – das ist eine Sache, die in unserer Zeit in meinen Augen etwas vernachlässigt wird. Nicht überall, aber doch in wesentlichen Teilen unserer Gesellschaft. Aber was bedeutet sie wirklich? Welche Tragweite sollte sie haben?
Wenn ich ohne Schirm bei Regen rausgehe, ist die Sache klar. Ich werde nass und bin selbst schuld, „selbst verantwortlich“. Ganz einfach und jeder stimmt zu. Wenn ich im Winter auf einer Eisfläche ausrutsche, sieht das bei vielen Leuten schon anders aus: es ist der schuld, der nicht gestreut hat, der kein Warnschild aufgestellt hat und so weiter und so fort. Und doch ist es im Grunde das Gleiche. Im Winter KANN es Eis geben und ich MUSS damit jederzeit rechnen. Ich bin selbst dafür verantwortlich, mich der Jahreszeit und dem Wetter angemessen zu verhalten. Und doch beschäftigt schon dieser einfache Umstand „Eis“ zahllose Gerichte.
Das führt uns zu der simplen Tatsache, dass zur „Selbstverantwortung“ zwingend auch die Fähigkeit gehört, sich über die Umstände informieren, diese verstehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen zu können. Und das ist tatsächlich nicht selbstverständlich.
In wirklich krassen Fällen von „nicht verstehen können“ schreitet immer mal wieder der Gesetzgeber ein. Ein Beispiel sind Helme beim Motorradfahren. Es scheint im Grunde einfach zu sein: der Kopf ist ein Körperteil, das man möglichst nicht beschädigen sollte und daher besonders schützt: man setzt einen geeigneten Helm auf. Er verhindert bestimmt keine Unfälle, aber doch zu einem erheblichen Teil tödliche und irreparable Folgen. Man möchte es nicht glauben, aber für einen erkennbaren Teil vom Motorradfahren war (und ist!) das nicht zu verstehen! Diesen Menschen hat der Gesetzgeber die Eigenverantwortung abgenommen und eine Helmpflicht eingeführt. Ungeheuerlich! Oder doch nicht?
Selbstverantwortung hat immer noch eine andere Dimension: die Verantwortung für andere. In dem Maße, wie ich für mein eigenes Tun einstehen muss, so muss ich die Folgen des eigenen Tuns für andere erkennen und verantworten. Bei „Nass im Regen“ ist das nicht relevant, bei „Tod ohne Helm“ vielleicht schon. Was passiert mit meiner Familie? Wie geht es den Sanitätern, die mein Hirn von der Straße kratzen? Bei betrunkenen Autofahrern, noch viel schlimmer, werden immer auch andere in erhebliche Gefahr gebracht! Und hier wird es wirklich offenkundig: Viel zu viele Menschen haben mit „Verantwortung für sich und andere“ nichts am Hut; nicht einmal auf einer ganz, ganz niedrigen Stufe. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es ihnen tatsächlich an der Fähigkeit (oder am Willen?) fehlt, Zusammenhänge zu erkennen. Sie sind nicht in der Lage, Dinge zu hinterfragen, abzuwägen, zu bewerten und korrekt einzuordnen. Die Gründe sind vielfältig: Unachtsamkeit, eigener Vorteil, Bequemlichkeit, mangelnde Auffassungsgabe, und, und, und…. Oder tatsächlich echte Idiotie?
Hier greift oft der Gesetzgeber ein. Er behandelt die „Verantwortungslosen“ wie kleine Kinder, zeigt ihnen die Folgen auf und schreibt das korrekte Verhalten vor. In den allermeisten Fällen ist das „Fehlverhalten“ gut erkennbar und die Regelungen sind einigermaßen verständlich.
Und jetzt kommen wir zum Kern des aktuellen Problems „Corona“: Eine solche Gesetzgebung, eine solche „Erziehung“ verlangt eben auch einen „selbstverantwortlichen“ und „verantwortlichen“ Gesetzgeber. Sie verlangt nach Menschen, die bereit sind, ganz persönlich diese Verantwortung zu übernehmen; die mit allen dafür benötigten Fähigkeiten ausgestattet sind. Menschen die abwägen, sich vorbereiten, lernfähig sind und Folgen abschätzen können. Menschen, die über den Tellerrand sehen können.
Im aktuellen politischen Coronadunstkreis, im Umfeld von Schwurblern, Überängstlichen, Übervorsichtigen, selbstverliebten Minderheiten, Idioten und „immer die Schuld bei anderen Suchenden“, fehlen diese Menschen. In der heutigen Zeit sind Politiker und deren öffentlich sichtbares „bürgerliches Gegenüber“ leider meist nur „laut“. Die wirklich Verantwortungsbereiten sind sehr leise geworden; sie wurden und werden von den Lauten niedergeschrien. Und so ist es nicht mehr opportun, Wahrheiten zu verkünden; man könnte ja irgendwo eine kreischende Minderheit verstören. Es ist nicht mehr üblich, das eigene Tun auch an möglichen Folgen für andere auszurichten. Es ist nicht mehr üblich, unangenehme aber richtige Dinge zu äußern. Und für die Lauten gilt: im klebrigen Zuständigkeitsbrei allerorten ist es nicht mehr nötig, selbst verantwortlich zu sein; laut sein reicht tatsächlich aus.
Und so hat „DIE SELBSTVERANTWORTUNG“ keine Rolle bekommen; ein Dilemma im absurden Theater.
Dabei ist „Corona“ eher wie Fahren ohne Helm. Wer ohne fährt und einen Unfall hat, stirbt vielleicht. Wenn EIN Motorradfahrer keinen Helm aufhat, würde kein Mensch auf die Idee kommen, das Fahren für ALLE zu verbieten; der eine ist eben einfach nur zu blöd und selbst schuld.
Die Sache ist natürlich „etwas“ komplexer wie Helm aufsetzen, aber damit werde ich mich bei „DEN REGELN“ demnächst beschäftigen. Dabei wird uns die Verantwortung sicher wieder begegnen….
Danke fürs Mitdenken.